Finanzielle Fülle

Endlich keine finanziellen Sorgen mehr haben und das ganz ohne sich dafür anzustrengen. Wer wünscht sich das nicht?
Wer aber ist schlau genug, das für sich zu erwirtschaften und dann das Leben nur noch in Luxus zu genießen?
Coaches, die Coaches darin coachen, wie sie anderen erklären, wie man monatlich 6stellig verdient, erklären jedem, wie einfach das ist.
Warum das nicht einfach jeder so macht?
Vielleicht weil irgendwo im eigenen Glaubenssatz noch ein Fehler steckt ? Eine letzte innere Unsicherheit, ob man sich das wirklich gönnen darf?, ob man es sich „wert“ ist?, die finanzielle Fülle. Und wie man auch hier seinen Glaubenssatz noch anpassen kann, „dafür gibt es einen kostenlosen online workshop, gleich hier unter dem Video verlinkt“, erklärt einem die Protagonistin dieser Videoperformance.
Aber wie können wir diese letzten Skrupel überwinden, wenn doch gleichzeitig an anderen Orten auf der Erde, Kinder in Minen nach Koltan schürfen, aus dem für uns, Menschen der reichen Industrienationen, Handys hergestellt werden, auf denen wir kostenlose workshops zur individuellen Bereicherung anschauen?
Wie vereinbaren wir das mit Menschlichkeit?
In der Videoperformance „Finanzielle Fülle“ hat die Protagonistin augenscheinlich keinen Bock mehr. Keinen Bock auf Selbstdarstellung, auf Selbstoptimierung, auf Kapitalismus.
Und trotzdem nimmt sie dieses Video auf. Trotz Selbstironie, bleibt die Brutalität eines ausbeuterischen Umgangs mit sich selbst erhalten; in dem auch dieses Video zu einem Versuch wird, auf reißerische Art, zweifelhafte Sichtbarkeit und damit „finanzielle Fülle“ zu erlangen.