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Eva Weingärtner
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"Per speculum me video"

FKV-7950-52a
Ausstellungsfoto "Per speculum me video" Frankfurter Kunstverein, 2013
Foto: ©Norbert Migulez

„Sieht sie sich, siehst Du Dich

In fast allen Videoarbeiten von Eva Weingärtner tritt ausschließlich sie selbst auf. Manchmal scheint die Künstlerin im Closed Circuit aus Kamera, Akteurin und Kontrollmonitor eine Performance oder ein kleines Kammerspiel aufzuführen – ohne Publikum und nur für sich selbst. In anderen Fällen wirken die Aufnahmen wie Übungen oder Experimente, bei denen man eine bestimmte Abfolge oder einen bestimmten Zustand zu sehen bekommen soll. Für alle Videoarbeiten gilt, dass sie eher kurz und enorm spannend sind, weil sie sich trotz ihrer konzeptuellen Vorausplanung unerwartet, aber nicht schockhaft entwickeln. Immer wieder geht es um die Problematik von Fremd- und Eigenwahrnehmung, um das Zeigen oder Verbergen von Stärken und Schwächen.
Aber wer sieht dabei wen? In Weingärtners Videos ist das Setting des jeweiligen Selbstversuchs meist schnell zur Gänze durchschaubar: Es wird mit einfachen Mitteln gearbeitet, Licht, Ton, Ausstattung und Kameraeinstellung sind manchmal im wahrsten Sinne des Wortes ‚homemade‘. Alles ist echt, eins zu eins und unprätentiös, mit Atmo-Ton und ohne Nachbearbeitung. Gerade weil die Herstellungsweise der Videos so schlicht ist, kann ihre Dramaturgie eine solche Wucht entfalten. In dem vierminütigen Video 2me (2010) ist eine junge Frau zu sehen, die sich selbst sieht, oder mit sich selbst umgeht – oder eben dies nicht hinbekommt? Jedenfalls betrachtet diese Person still und konzentriert und vor allen Dingen aus allernächster Nähe ihr Spiegelbild, mal kritisch, mal zufrieden, mal sehnsüchtig, mal gelangweilt. Sie drückt es, liebkost es, küsst es, kommt aber weder wirklich an es heran noch davon los: Sie ist geradezu gekettet an dieses Spiegelbild und damit auch an sich selbst. Jede Handlung dieser Akteurin löst andere Mutmaßungen über ihren Zustand aus: Die Bandbreite reicht von Narzissmus und Autoerotik bis hin zu Selbsthass. Das frappierend einfache Bild dieses autonomen, körperlichen Umgangs konfrontiert den Betrachter mit der ganzen Bandbreite möglicher Verhältnisse zu sich selbst.

Das zweieinhalbminütige Gegenstück zu 2me trägt den Titel One me (2013). Dieses Mal blickt die junge Frau direkt in die Kamera, fixiert also ihre Betrachter. Ihre geschürzten Lippen scheinen diesmal das Küssen, die Zuneigung, die Lust an andere richten zu wollen. Wenn da nicht der harte Schlagschatten auf der einen Gesichtshälfte wäre: Er zeigt an, dass es bei der Suche nach dem richtigen Abstand zum Gegenüber der Kamera wiederum nur um das Aufeinandertreffen der eigenen Lippen mit dem eigenen Abbild geht (das dieses Mal ein Schattenriss ist). Und wiederum ist man fasziniert von dem Kontrast aus einerseits der Durch-schaubarkeit des Versuchsaufbaus und andererseits der enorm präzisen Adressierung des Betrachters.“

Dr. Holger Kube-Ventura, anlässlich des Katalogs zur Nominierung zum Max-Pechstein-Preis (2013)

„She sees herself, you see yourself

In almost all of Eva Weingärtner’s video works, only she herself appears. Sometimes the artist seems to be putting on a performance or a small chamber play in a closed circuit consisting of camera, actor and control monitor – without an audience and only for herself. In other cases, the recordings look like exercises or experiments in which a certain sequence or state is to be seen. All the video works tend to be short and extremely exciting because, despite their conceptual pre-planning, they develop unexpectedly but not shockingly. Again and again, they deal with the problem of self-perception and the perception of others, showing or hiding strengths and weaknesses.
But who is watching whom? In Weingärtner’s videos, the setting of the respective self-experiment is usually quickly and completely transparent: simple means are used, light, sound, equipment and camera angles are sometimes ‘homemade’ in the truest sense of the word. Everything is genuine, one-to-one and unpretentious, with atmospheric sound and no post-production. It is precisely because the production method of the videos is so simple that their dramaturgy can unfold such a force. In the four-minute video 2me (2010), we see a young woman who sees herself, or deals with herself – or is she unable to do so? In any case, this person looks at her reflection silently and intently and, above all, from very close up, sometimes critically, sometimes contentedly, sometimes longingly, sometimes bored. She hugs it, caresses it, kisses it, but can neither really get close to it nor get away from it: she is virtually chained to this reflection and thus also to herself. Every action of this protagonist triggers different assumptions about her condition: The spectrum ranges from narcissism and auto-eroticism to self-hatred. The strikingly simple image of this autonomous, physical interaction confronts the viewer with the entire spectrum of possible relationships to oneself.

The two-and-a-half-minute counterpart to 2me is entitled One me (2013). This time, the young woman looks directly into the camera, fixing her gaze on the viewer. This time, her pursed lips seem to want to direct kisses, affection and lust towards others. If it weren’t for the hard shadow on one side of her face: it indicates that the search for the right distance to the person opposite the camera is once again only about the meeting of her own lips with her own image (which this time is a silhouette). And again, one is fascinated by the contrast between the transparency of the experimental set-up on the one hand and the enormously precise addressing of the viewer on the other.“

Dr. Holger Kube-Ventura, on the occasion of the catalog for the nomination for the Max Pechstein Prize (2013)

Videofoto "ONE ME" Frankfurter Kunstverein, 2013
Foto: Eva Weingärtner
Ausstellungsfoto "Per speculum me video" Frankfurter Kunstverein, 2013
Foto: ©Norbert Migulez
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